Angaben zur Kommune

Name der Stadt oder Gemeinde:
Stuttgart -> www.stuttgart.de

Einwohnerzahl:
597.939

Landkreis:
-

Regierungsbezirk:
Stuttgart

Name und Adresse der Kontaktperson für den Kommunalen Flüchtlingsdialog:
Carola Haegele
Koordination/ Leitung
Gebrüder-Schmid-Weg 13
70199 Stuttgart

Telefon der Kontaktperson:
0711-216-80589

E-Mail der Kontaktperson:
carola.haegele@stuttgart.de

Veranstaltungskonzept

Bitte beschreiben Sie kurz die Zielsetzung, das Format und die methodische Umsetzung des Flüchtlingsdialogs.

  1. Freitag, 21.10.2016, 15:00-18:00 Uhr, für Frauen mit und ohne Fluchterfahrung
  2. Donnerstag, 24.11.2016, 16:00-20:00 Uhr, für Frauen mit und ohne Fluchterfahrung (Stammtisch)
  3. Montag, 05.12.2016, 15:00-18:00 Uhr, für Männer mit und ohne Fluchterfahrung
  4. Freitag, 09.12.2017, 16:00-20:00 Uhr, Internationales Weihnachtsfest für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung
  5. Mittwoch, 25.01.2017, 16:00-20:00 Uhr, für Frauen mit und ohne Fluchterfahrung
  6. Dienstag, 14.02.2017, 16:00-19:00 Uhr, für Frauen und Männer mit und ohne Fluchterfahrung
  7. Mittwoch, 08.03.2017, Kommunaler Flüchtlingsdialog nur für Frauen zum internationalen Frauentag

Im Rahmen eines modernisierten "World Cafés" konnten Menschen mit und ohne Fluchterfahrung an verschiedenen Tischen zu unterschiedlichen Themen (siehe unten) diskutieren.
Die vier Tische wurden von 1-2 Personen moderiert. Die Teilnehmer*innen diskutierten je 20-30 Minuten an einem Tisch/ Stuhlkreis. Sie hatten danach die Möglichkeit an den anderen Tischen ebenfalls zu diskutieren.
Das Poster Normen und Werte und die Texte der Broschüre Ankommen-Klarkommen des Staatsministeriums BW waren Grundlage um miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Moderatoren fragen in die Runde: Was seht ihr? Was fällt euch dazu ein? Was kommt euch bekannt vor? Was ist bei euch anders? Findet ihr das gut/schlecht?

Ausgangssituation / Anlass

Was war in Ihrer Kommune der konkrete Anlass für die Durchführung eines Flüchtlingsdialogs? Welche Ausgangssituation fanden Sie vor? 

  • Drei Flüchtlingsunterkünfte in der unmittelbaren Nachbarschaft
  • Seit Ende 2015 sieben Tage die Woche von 17:00-20:00 Uhr Flüchtlingscafé im Café Nachbarschaft
  • Ziel, ein gutes Miteinander im Haus und im Quartier zu schaffen
  • Viele Nationalitäten treffen im GSZ aufeinander
    → gegenseitiges Verständnis entwickeln
  • Gemeinsame Werte und Haltungen für das Zusammenspiel im Haus und im Quartier entwickeln

Beratung und Moderation

Wer hat diese Aufgaben übernommen? Für welche Aufgaben haben Sie Beratungs- und Moderationsleistungen in Anspruch genommen?

Beratung: 

  • Hannelore Ohle, Heike Göttlicher (Together Strong) Interkulturelle Tainerinnen
  • Andrea Laux, Mütterforum Baden-Württemberg
  • Veronika Kienzle und Hannes Wezel (Staatsministerium) 

Moderation:

  • Pascal Chevrier
  • Allesandro D'Agostino und andere
  • Zusätzlich: Übersetzer, Kinderbetreuung, Kümmerer als kulturelle Übersetzer
  • Kulturprogramm

Themenfelder

Welche Themen wurden im Flüchtlingsdialog diskutiert und bearbeitet?

  1. Gleichberechtigung
  2. Ehe und Partnerschaft
  3. Gewalt
  4. Kinder
  5. Toleranz und Vielfalt
  6. Gesellschaftliche Verantwortung
    → Grundlage bildet das Poster Normen und Werte / Ankommen-Klarkommen des Staatsministeriums BW

    Beteiligte Akteure

    Bitte nennen Sie die Teilnehmergruppen und die Anzahl der Personen, die an dem Flüchtlingsdialog teilgenommen haben.

    • Menschen aus dem Quartier Heslach, Nachbarn, Gäste aus dem Haus, Bewohner, Gäste über Zeitung und Blog, Menschen aus Stuttgarter Flüchtlingsunterkünften
    • Generationsübergreifend Kinder, jugendliche Schüler bis Senioren von 5 bis 82 Jahren
    • Herkunftsländer: Afghanistan, Ägypten, Albanien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Iran, Irak, Kamerun, Kenia, Kurdistan (Jesiden), Russland, Syrien, Türkei, USA, ...
    • Ca. 30-40 Teilnehmer pro KFD, es wurden insgesamt 36 Kinder bereut. Einmal 78 Teilnehmer

    Bewertung des Ablaufs und der Ergebnisse

    Wie zufrieden sind Sie mit dem Ablauf der Dialogveranstaltung(en)? (Format, Struktur, Moderation, Transparenz, fairer und respektvoller Umgang, Informationsmaterial etc.)

    Wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen der Dialogveranstaltung(en)? (Diskussionsqualität, Erkenntnisse, Ergebnisse, anderer Mehrwert etc.)

    • Es waren mehr  Unterstützer nötig als angenommen, um gut zuzuhören, damit alle gehört werden (teilweise 1:1-Übersetzung)
    • Besseres Verständnis für Unterschiede und unterschiedliche Lebenwirklichkeiten und Lebenswege
    • Tabuthemen wurden unaufgeregt angesprochen 
    • Das Format und unsere Entscheidung, regelmäßig über einen längeren Zeitraum Dialoge durchzuführen führen dazu, dass sich die Zielgruppe erweitert (Menschen, die derartige Veranstaltungen nicht besuchen würden, werden angeregt ebenfalls teilzunehmen, Menschen im prekären Lebenssituationen)
    • Sehr respektvoller Umgang miteinander
    • Unser Ziel: keine Wunschlisten, sondern gehört werden, zuhören, Teilhabe und aktive Beteiligung an der Quartiersentwicklung
    • Wir haben Bevölkerungsgruppen eingebunden, die Vorbehalte gegenüber Migration und insgesamt gegenüber den Grundprinzipien der offenen Gesellschaft haben
    • Wir konnten Migrant/innen und Geflüchtete als interkulturelle Brückenbauer und Kooperationspartner für gemeinschaftsbildende Aktivitäten gewinnen 
    • Der Dialog als positives Gemeinschaftserlebnis

    Konkrete Ergebnisse, Maßnahmen und nächste Schritte

    Nennen Sie drei wichtige Ergebnisse bzw. konkrete Maßnahmen, die im Flüchtlingsdialog erarbeitet wurden.

    Wie schätzen Sie die Wirkung des Flüchtlingsdialogs ein: Werden die Ergebnisse des Flüchtlingsdialogs in Ihrer Kommune zu weiteren Handlungen bei Akteuren aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft führen? Welche konkreten Schritte wurden dazu vereinbart?

    Aus dem ersten Flüchtlingsdialog nur für Frauen hat sich ein Frauenstammtisch entwickelt, der sich einmal im Monat trifft, um sich kennenzulernen, auszutauschen und zu unterstützten, wir wollen die Frauen weiter in ihrer Rolle stärken, denn sie sind der Schlüssel für die Veränderung im System: 

    • Uns ist gelungen, dass sie eine positive Beteiligungserfahrung machen und mitnehmen
    • Innerhalb des Hauses wurden neue Bekanntschaften geschlossen, das Klima im Café hat sich verbessert, die Menschen gehen offener aufeinander zu, neue ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurden gewonnen
    • Menschen mit Fluchterfahrung arbeiten nun mit Einheimischen im Ehrenamt und Engagement zusammen
    • Die Dialoge sind der Beginn einer positiven Erzählung im Quartier, was eine offene und integrative Stadtgesellschaft ausmacht
    • Wir werden uns weiter aktiv für ein "neues WIR" einsetzen und dafür Anlässe und Anreize schaffen
    • Veröffentlichungen der Ergebnisse und Erfahrungen in unserem Blog und in der Presse
    • Erfahrungsbericht in der Stadtteilkonferenz
    • Informationsweitergaben in der "Task Force Integration" der Stadt Stuttgart
    • Teilnehmer des KFD wurden zur Tagung "Glück im Quartier" eingeladen 
    • Referatsübergreifende Arbeitsgruppe zum Thema "Willkommensräume" im Quartier profitiert von unseren Erfahrungen 
    • Unterstützt das Anliegen der Stadt, gegen antidemokratische Bewegungen in Stuttgart Stellung zu beziehen 

    Kosten und Effizienz

    Wie hoch schätzen Sie die in Ihrer Kommune entstandenen Kosten für Organisation und Durchführung der Flüchtlingsdialoge ein? (Beratungs- und Moderationskosten, Sachmittel etc.)

    Stehen Aufwand und Ergebnis in einem guten Verhältnis?

    Wir haben im Schnitt pro Dialog 500€ ausgegeben. Dies war nur möglich durch das große ehrenamtliche Engagement von Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. Unser Haus verfügt über Räume und gute technische Ausstattung, die keine zusätzlichen Kosten verursacht. Format und Finanzierung haben zu unseren Bedingungen gut gepasst und waren stimmig.

    Empfehlungen und sonstige Rückmeldungen

    Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?

    Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie, insbesondere auch im Hinblick auf die Rahmenbedingungen? 

    • Der Dialog auf Augenhöhe wurde von den Teilnehmern positiv bewertet
    • Aktiver "von Tür zu Tür gehen" und einladen 
    • Handel- und Dienstleistungsverein, Bezirksbeirat und andere Akteure im Stadtteil einbinden

    Die Rahmenbedingungen bieten Spielraum für partizipative und kreative Prozesse, wir sind sehr zufrieden damit.