Steckbrief
Stadt Tübingen
Angaben zur Kommune
Name der Stadt oder Gemeinde
Stadt Tübingen-> www.tuebingen.de
Einwohnerzahl
86.500
Landkreis
Tübingen
Regierungsbezirk
Tübingen
Name und Adresse der Kontaktperson für den Kommunalen Flüchtlingsdialog:
Gertrud van Ackern
Beauftragte für Bürgerengagement
Am Markt 1
72070 Tübingen
Telefon der Kontaktperson
07071-2041532
E-Mail der Kontaktperson
gertrud.van.ackern@tuebingen.de
Veranstaltungskonzept:
Bitte beschreiben Sie kurz die Zielsetzung, das Format und die methodische Umsetzung des Flüchtlingsdialogs.
1. Schritt Stadtgespräch (Bürger/innen-Rat) am 10./11.02.2017
2. Schritt Quartiersworkshop am 25.02.2017
Der Flüchtlingsdialog ist eingebettet das städtische Projekt „Nachbarschaft und Vielfalt“. Ziel ist es, in den kommenden drei Jahren zusammen mit der Tübinger Einwohnerschaft die Voraussetzungen für ein gelingendes Miteinander von einheimischen und geflüchteten Menschen zu gestalten. Rund um die künftigen Wohnstandorte für geflüchtete Menschen sollen in einem konstruktiven Dialog neue Kontakte entstehen und vorhandene Potenziale für ein gutes Zusammenleben im Quartier ausgeschöpft werden. Es können neue Angebote und Aktivitäten geplant werden. Dazu gehören auch Ideen für die Nutzung der im Zuge der Bauprojekte entstehenden neuen Stadträume.
Nachbarinnen und Nachbarn, Einrichtungen, Vereine und Initiativen können sich in zwei Schritten beteiligen: Zunächst werden Bewohnerinnen und Bewohner im Quartier zufällig ausgewählt und zu einem nicht-öffentlichen Stadtgespräch eingeladen, an dem auch im Quartier wohnende Geflüchtete teilnehmen. In eineinhalb Tagen geht es darum, sich über die Vorstellungen eines guten Zusammenlebens auszutauschen.
Der zweite Baustein des Projekts ist ein öffentlicher Quartiers-Workshop. Dazu werden Anwohnerinnen und Anwohner sowie lokale Akteure wie Vereine, Einrichtungen und Initiativen eingeladen. Sie diskutieren die Ergebnisse des Stadtgesprächs und können Arbeitsgruppen für neue Angebote und Aktivitäten bilden. Dafür stehen Fördermittel zu Verfügung, außerdem bietet die Stadtverwaltung eine weiterführende Begleitung und Koordination an.
Ausgangssituation / Anlass
Was war in Ihrer Kommune der konkrete Anlass für die Durchführung eines Flüchtlingsdialogs? Welche Ausgangssituation fanden Sie vor?
An insgesamt 11 Standorten werden in Tübingen neue Häuser für Geflüchtete gebaut. Innerhalb eines kurzen Zeitraums werden deshalb viele Geflüchtete, ein Großteil davon Familien, in die jeweiligen Quartiere ziehen. Die Nachbarschaft und das soziale Umfeld wird sich verändern. Deshalb werden in den Quartieren mit den größten Zuzugsraten Stadtgespräche und Quartiersworkshops mit der Frage „Wie wollen wir zusammen leben?“ durchgeführt. (s. Veranstaltungskonzept)
Beratung und Moderation
Wer hat diese Aufgaben übernommen? Für welche Aufgaben haben Sie Beratungs- und Moderationsleistungen in Anspruch genommen?
Führungsakademie Baden-Württemberg
Hans-Thoma-Str. 1
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 6610 Email: poststelle@fuehrungsakademie.bwl.de
Martin Schwarz, Ulrike Bauer haben die Durchführung des Stadtgseprächs am 10./11.02.2017 und den Quartiersworkshop am 25.02.2017 in enger Abstimmung mit den Projektbeteiligten vor Ort vorbereitet und die Veranstaltungen moderiert und dokumentiert.
Themenfelder
Welche Themen wurden im Flüchtlingsdialog diskutiert und bearbeitet?
Beim Stadtgespräch haben die Teilnehmenden zu der Frage "Wie wollen wir zusammen leben?" folgende Themen eingebracht:
Vision/Statements, Aktivitäten mit konkreten Angeboten, Vernetzung/Kommunikation, Infrastruktur/Räume, Kinder/Jugendliche/Bildung. Im Quartiersworkshop wurden die Themen vertieft und um weitere Themen ergänzt.
Beteiligte Akteure
Bitte nennen Sie die Teilnehmergruppen und die Anzahl der Personen, die an dem Flüchtlingsdialog teilgenommen haben.
Am Stadtgespräch haben per Zufallsauswahl innerhalb des Quartiers 15 Personen und eine Person mit Fluchterfahrung teilgenommen.
Zum Quartiersworkshop wurden Anwohnerinnen und Anwohner per Hauswurfsendung, Einrichtungen, Vereine, Initiativen, die Bauträger persönlich eingeladen. 70 Personen haben teilgenommen.
Bewertung des Ablaufs und der Ergebnisse
Wie zufrieden sind Sie mit dem Ablauf der Dialogveranstaltung(en)? (Format, Struktur, Moderation, Transparenz, fairer und respektvoller Umgang, Informationsmaterial etc.)
Wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen der Dialogveranstaltung(en)? (Diskussionsqualität, Erkenntnisse, Ergebnisse, anderer Mehrwert etc.)
Wir sind mit den beiden Veranstaltungsformaten sehr zufrieden. Das Format des Stadtgsprächs fand in Tübingen zum ersten Mal statt. Bei den Teilnehmenden war die Meinung darüber geteilt. Fast 93 % würden aber wieder an einem Stadtgespräch teilnehmen. Der Quartiersworkshop wurde mittels Fragebogen der Bertelsmannstiftung ausgewertet. Darüber haben wir noch keine Rückmeldung. Der Ablauf beider Veranstaltungen war sehr gut, alle haben engagiert mitgearbeitet, waren an der Meinung der anderen interessiert und wollten und konnten ihr eigene Meinung einbringen.
Die Ergebnisse sind für uns und die Bewohnerinnen und Bewohner im Quartier eine gute Grundlage für die weitere Zusammenarbeit.
Konkrete Ergebnisse, Maßnahmen und nächste Schritte
Nennen Sie drei wichtige Ergebnisse bzw. konkrete Maßnahmen, die im Flüchtlingsdialog erarbeitet wurden.
Wie schätzen Sie die Wirkung des Flüchtlingsdialogs ein: Werden die Ergebnisse des Flüchtlingsdialogs in Ihrer Kommune zu weiteren Handlungen bei Akteuren aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft führen? Welche konkreten Schritte wurden dazu vereinbart?
Drei wichtige Ergebnisse sind:
1. Zugang zu außerschulischen Bildungseinrichtungen-> Die Organisation einer Einführung/Stadtspaziergang/Umgebungsplan für Familien, die neu in die Unterkünften einziehen werden soll in die Wege geleitet werden.
2. Aufwertung von Freiräumen-> Es wird geprüft ob Grillstelle Galgenberg, Zugang zur Steinlach, Himmelwerkstrasse aufgewertert werden können, ein Platz für Urban Gardening gefunden werden kann.
3. Interkulturelles Training für das Quartier-> Ein erster Kurs für das Quartier ist in Kooperation mit der vhs in Planung.
Die Motivation zur Teilnahme, die Neugierde was geplant ist, und der Wunsch sich einzubringen war bei den Teilnehmenden sehr groß. Der große Gewinn beim Stadtgespräch sowie beim Quartiersworkshop war für die Teilnehmenden sich gegenseitig und Einrichtungen im Quartier kennen zu lernen, Kontakt zu knüpfen, sich zu vernetzten. Bis Mitte Mai wird die Stadtverwaltung klären wie und wer bei den unterschiedlichen Themen mit den Projektgruppen zusammen arbeitet. Die neuen Häuser werden erst ca. Sommer 2018 bezogen. Deshalb soll es im nächsten Jahr einen Folgeworkshop geben, bei dem auch die künftigen Bewohner der neuen Häuser (nicht nur Geflüchtete) einbezogen werden sollen. Alle im Quartier sollen sich wohlfühlen und von den geplanten Maßnahmen profitieren.
Kosten und Effizienz
Wie hoch schätzen Sie die in Ihrer Kommune entstandenen Kosten für Organisation und Durchführung der Flüchtlingsdialoge ein? (Beratungs- und Moderationskosten, Sachmittel etc.)
Stehen Aufwand und Ergebnis in einem guten Verhältnis?
Der erste Flüchtlingsdialog mit den zwei Bausteinen hat für Moderation und Sachmittel rund 7.500 Euro gekostet. Nicht mitgerechnet sind die eigenen Personalkosten.
Größere Veranstaltungen sind immer mit einem hohen Aufwand verbunden. Bürgerbeteiligung kostet Zeit und Geld. Aufwand und Nutzen stehen von daher in einem guten Verhältnis zueinander.
Empfehlungen und sonstige Rückmeldungen
Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?
Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie, insbesondere auch im Hinblick auf die Rahmenbedingungen?
Beim Stadtgespräch muss für die Teilnehmenden klarer sein, dass sie auch im darauffolgenden Quartiersworkshop die Aufgabe haben ihre Themen einzubringen.
Die Stadtgespräche haben durch die Methode dynamic facilitation eine besondere Wirkung. Themen und persönliche Anliegen können in Ruhe dargelegt werden, die Aufmerksamkeit der anderen in der Runde bedeutet eine hohe Wertschätzung jedes Einzelnen.
In dieser Form werden drei weitere Quartiere einbezogen.
Wenn wir wieder etwas in dieser Richtung machen sollten, müssen wir den hohen Aufwand, der damit verbunden ist, gut beachten. Evtl. auch den Umfang der Beteiligungsformate geringer halten.